25.01.2016 Dringend Harem gesucht!
So oder ähnlich würde es vielleicht jeder einzelne meiner neun überzähligen Junghähne in Kurzform formulieren, wären sie denn unserer Sprache mächtig. So aber kündigen sie allmorgendlich in einem vielstimmigen Hahnenschreikonzert ihre Aktions- und Kampfbereitschaft an. Auf dem Höfchen gibt es derzeit rund zwei Dutzend Hennen, alle in festen Krallen, nämlich denen meiner drei Stammhähne Gockel, Caesar und Quichote, die die Hennen unter sich aufgeteilt haben. So kann es passieren, dass eine Henne von gleich drei oder vier der mittlerweile geschlechtsreifen Hähne gleichzeitig verfolgt wird, alle getrieben von dem dringlichen Bemühen, den Stammhähnen die Hennen abzujagen und sich fortzupflanzen. Stress pur für alle Hennen. Die Zwerghühner-Weibchen verlassen kaum noch den Stall. Die größeren Hühnerfrauen versuchen sich schreiend und flatternd vor den liebestollen Youngstern in Sicherheit zu bringen, indem sie in Windeseile davonrennen, auf einen Zaun oder Baum flüchten oder bei "ihrem" Hahn Schutz suchen.
Manchmal gelingt das sehr schnell, nämlich immer dann, wenn der "eigene Mann" in der Nähe ist und die aufdringlichen Halbstarken kurzerhand vertreibt. Nicht immer ist aber der Haremsvorstand in Sicht- oder Hörweite. Dann kann es passieren, dass mehrere Junghähne gleichzeitig versuchen, einen Platz auf dem Rücken der Auserkorenen zu ergattern. Das Geschrei und Geflattere ruft in einem solchen Falll häufig meinen treuen Hütehund Benji auf den Plan, der gern eingreifen, irgendeinen der Beteiligten schützen möchte, ohne jedoch immer eindeutig erkennen zu können, wen es denn eigentlich zu beschützen gilt. So trägt er mitunter zu der allgemeinen Aufregung noch zusätzlich bei.
Der Dauerstress tut den Hennen gar nicht gut. Sie kommen kaum noch zum Eierlegen, die Hähne sind frustiert, die übrigen Höfchenbewohner durch die ständige Unruhe genervt. Auch das Aussehen der betroffenen Damen leidet. Durch das "Dauer-Getreten-Werden" lassen sie mit der Zeit eine Menge Federn, bis sie schließlich oberseits nahezu nackt umherlaufen. Bei niedrigen Temperaturen frieren sie dann, bei Wärme und starker Sonneneinstrahlung bekommen sie Sonnenbrand. Beides ist für Federvieh sicher nicht weniger unangehm als für uns Menschen! - Was also tun? Meine neun überzähligen, teilweise wunderschön anzusehenden Hähne schlachten zu lassen, um sie dann womöglich noch selbst zu verzehren, ist mir absolut unmöglich, haben doch alle auf meinem Höfchen das Licht der Welt erblickt und als Küken mit ihrem putzigen Aussehen und ihren munteren Spielen über Wochen täglich mein Herz erfreut und meiner Seele gutgetan. - Jeder einzelne Bissen würde mir also buchstäblich im Halse steckenbleiben!
Fazit: Ich brauche neue Besitzer. Sollten Sie also vielleicht jemanden kennen, (der jemanden kennt ...) der Hühner hält, aber (noch) keinen passenden Hahn dazu besitzt, lassen Sie es mich bitte wissen!!!
Ansonsten: Bleiben sie mir treu.