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04.05.2015: Nandus - von Natur aus scheue Fluchttiere                                                                  

IMG 0277VDem Maifeiertag am vergangenen Freitag hatte ich mit äußerst gemischten Gefühlen und voller Sorge entgegen gesehen: Im letzten Jahr am 1. Mai  waren ganze "Karawanen" von Jugendlichen die kleine Dorfstaße entlang gezogen, welche an  mein Tiergehege grenzt. Ihre Bollerwagen, "Musik" und das Geschrei  hatten meine Nandus in absolute Panik versetzt. Die von Natur aus scheuen Tiere waren  in wilder Flucht gegen die Zäune gerannt und hatten sich dabei teils blutige Kopfverletzungen zugezogen.

 

All das hatte ich bei der Anschaffung der Tiere in 2013 nicht geahnt. Weder wusste ich um die wachsende Popularität dieser Art von Maifeiertagsaktivität, noch war mir klar, wie diese schönen Großvögel darauf reagieren würden. Seltsamerweise fürchten sie sich nämlich weder vor Autos, Gruppen von Radrennfahrern, Traktoren, ja, nicht einmal vor Zügen, welche die  Bahnlinie jenseits der Straße mehrmals am Tag entlang donnern, obwohl diese wensentlich lauter sind als die Maigänger mit ihren Bollerwagen. Logisch ist das nicht, erklärbar schon. Autos, Traktoren usw. haben die kleinen Nandus vom ersten Lebenstag an gesehen und aus der Reaktion der älteren und erfahrenen Tiere abgeleitet, dass keine Gefahr von ihnen ausgeht. Unbekanntes Großes und Lärmendes, das sich darüber hinaus noch auf sie zubewegt, macht ihnen dagegen Angst.

Ich war also vorbereitet und stellte mein Auto, beklebt mit Infos und Fotos zu meinen Nandus, in der Nähe der Dorfkirche ab, wo sich einige Gruppen im letzten Jahr gesammelt hatten. Bis ca. 12:30 Uhr blieb alles ruhig. Dann kamen die ersten Maigänger.

Was danach geschah, übertraf meine kühnsten Hoffnungen. ALLE Gruppen zeigten sich gesprächsbereit und die meisten nahmen sogar einen kleinen Umweg in Kauf, um meinen Tieren das schreckliche Erlebnis aus dem Vorjahr zu ersparen. Nur eine Gruppe lehnte einen Umweg ab, verzichtete aber auf die Musik und ging zügig und recht diszipliniert am Nandugehege vorbei. Die Tiere liefen zwar in den von der Straße am weitesten entfernten Teil ihres Areals, versuchten jedoch nicht, über oder gar durch die Umzäunung zu entkommen.

Fazit: die meisten jungen Leute von heute sind wesentlich besser als ihr Ruf, nämlich locker, gut gelaunt, umgänglich  und - auch in Feierstimmung, noch dazu leicht bis deutlich alkoholisiert, - zu Kooperation bzw. Kompromissen bereit. Hut ab! - Eine Gruppe machte sogar ein Selfie mit mir  und sang dabei fröhlich: Wir woll'n die Nandus seh'n, wir woll'n die Nandus seh'n ... . Ich versprach eine Führung auf meinem Höfchen, sofern sie Interesse hätten, für das kommende Wochenende.

Am Abend wiederholte sich der Prozess, wobei in den meisten Fällen schon freiwillig der Weg durchs Dörfchen gewählt worden war.

Bleiben Sie mir treu.