01.12.2015 Vom Wildfang zum stillen Genießer
"Der Widerspenstigen Zähmung" war der ursprünglich vorgesehene Titel des heutigen Blogposts. Doch würde ich meinen beiden "Speckröllchen" damit Unrecht tun. Als sie eingefangen wurden, bedeutete dass für die erst 8 Wochen alten Frischlinge den erstmaligen körperlichen Kontakt mit Menschen. Sie hatten wohl Todesangst, denn sie rasten im Stall umher, qiekten und schrien, dass ich es kaum ertrug. Als Nummer 1, Kalle, nach mehreren vergeblichen Versuchen des Halters schließlich überwältigt und unter den Arm des durchaus kräftigen jungen Mannes geklemmt war, wollte ich ihm das Schweinchen abnehmen, um es in die Transportkiste zu setzen. Doch sowie sich meine Hände Kalles Kopf näherten, biss dieser in seiner Not erst einmal kräftig zu. Mir fehhlte ein halber Fingernagel, und der betroffene Finger schmerzte und blutete mächtig. An den weiteren Vorbereitungen für die Übersiedlung der beiden Kleinen habe ich mich dann vorsorglich nicht mehr beteiligt.
Mittlerweile sind Kalle und Schnuffel gut 3 Monate bei mir. Sie haben sich nicht nur an alle anderen Bewohner gewöhnt - und letztere an das Grunzen und Herumflitzen der Schweinchen - , nein, sie sind äußerst zutraulich geworden, kommen mit und ohne Zuruf, wenn sie mich sehen, hören oder riechen, grunzen wohlig, wenn sie Eicheln aus der Hand angereicht bekommen und lassen sich bereitwillig kraulen und schubbeln, wobei sie meist ganz genießerisch die Augen halb schließen. Kalle setzt sich dabei meist auf seine Hinterbätzchen, was nicht nur besonders drollig aussieht, sondern sicher als Zeichen seines Wohlbefindens zu deuten ist. - Das Zähmen junger und ängstlicher Tiere, die erstmals von Mutter und/oder Vater getrennt sind, braucht Zeit und Geduld, ist aber besonders erfolgversprechend, wenn man die bekannte Weisheit beherzigt, dass Liebe durch den Magen geht. Wenn dann am Ende das Vertrauen der Tiere steht, sind es alle Seiten zufrieden. Mir haben die vergangenen Monate es sehr viel Freude bereitet! - Der Fingernagel hat übrigens inzwischen auch die ursprüngliche Größe wiedererreicht. Gewicht und Größe der Schweinchen dürfte sich hingegen eher verdoppelt haben. Sie passen nämlich nicht mehr in ihren ursprünglich so heißgeliebten "Schlafsack", können aber eine eigens für sie gefertigte, geräumige, isolierte und gepolsterte, mit Stroh und Heu gefüllte Schlafkiste nutzen. Die letzten beiden Nächte haben sie bereits dort verbracht, gut geschützt gegen Kälte und Zugluft im Stall.
Bleiben sie mir treu.